Ein Bericht von ZDF Reporter am 16.09.2010 

 

ZDF.reporterDreiste DachdeckerAbzocke mit unnötigen Reparaturenhttp://reporter.zdf.de/ZDFde/inhalt/1/0,1872,8113089,00.html

 

Jeder Immobilienbesitzer wünscht sich ein gut gedecktes Haus, jeder Dachdeckerbetrieb ein volles Auftragsbuch. Doch dreiste Abzocker nutzen diesen Umstand: Im Interview mit ZDFonline erklärt Hans-Dieter Krüger von der Dachdeckerinnung Baden-Württemberg, mit welchen Mitteln Hausbesitzer dazu gebracht werden, Dacharbeiten in Auftrag zu geben, die oft nicht notwendig sind.

 

ZDFonline: Wer steckt hinter den dreisten Dachdeckern?

 

Krüger: Es handelt sich um Vertreter, die Dachdecker-Arbeiten vermitteln.Sie klingeln an der Haustür, meist bei älteren Menschen, und weisen auf Mängel am Dach des Hauses hin, die tatsächlich bestehen. Oft bieten sie auch kleinere Arbeiten wie eine Reinigung der Dachrinnen oder eine Erneuerung des Firsts an. Meist heißt es "Wir arbeiten gerade zufällig in der Nähe und könnten bei Ihnen gleich in den nächsten Tagen anfangen." Die Angebote klingen zunächst günstig.  

 

ZDFonline: Warum sollte man die Dienstleistung nicht annehmen?

 

Krüger: Erstens bleibt es fast nie bei dem kleinen Auftrag, der anfangs erteilt wurde. Wenn die Renovierung beginnt, stellen die Arbeiter fest, dass das gesamte Dach angeblich nicht in Ordnung ist. Man habe das von unten nicht erkennen können. Daraufhin wird ein neuer Vertrag angeboten, in dem es statt um Ausbesserungsarbeiten für 30 Euro schnell um Beträge von 15.000 Euro oder mehr geht. Die Arbeiten, die Sie bei diesen Vertretern in Auftrag geben können, sind oft hoffnungslos überteuert. Zweitens ist die Qualität der Arbeiten fast immer ungenügend. Es handelt es sich bei den Ausführenden in der Regel nicht um legitimierte Dachdeckerbetriebe. Die Aufträge übernehmen Trupps, die ad hoc aus ungelernten Arbeitern zusammengestellt werden. Viele dieser Arbeiter sind nicht einmal der deutschen Sprache mächtig. Daher werden bei zahlreichen Renovierungsarbeiten, die von unqualifiziertem Personal vorgenommen werden, aktuelle Vorschriften missachtet: Von der Energieeinsparverordnung oder Maßnahmen zur Wärmedämmung hat man auf solchen Baustellen oft noch nichts gehört.

 

ZDFonline: Was mache ich, wenn ich an der Haustür einen Vertrag über Renovierungsarbeiten abgeschlossen habe?

 

Krüger: Sie sollten in jedem Fall schnellstmöglich von dem abgeschlossenen Vertrag zurücktreten. Dies gilt auch, wenn die gesetzlich vorgeschriebene Frist von 14 Tagen bereits abgelaufen ist. Wahrscheinlich stellen die Arbeiter dann die Tätigkeiten an Ihrem Dach ein. Gravierende Schäden entstehen durch die Arbeiten glücklicherweise selten. Daher wird für die geleistete Arbeit oft zumindest ein Teilbetrag fällig. Nehmen Sie Kontakt mit einem Sachverständigen und einem Anwalt auf, um zu klären, wie viel Sie tatsächlich zahlen müssen. Anschließend können Sie über die Dachdeckerinnung Ihres Bundeslandes einen Betrieb finden, der die abgebrochene Renovierung sachgerecht zu Ende führt.

 

ZDFonline: Sind diese "Dachdecker" und mangelhafte Arbeiten ein marginales Problem?

 

Krüger: Nein. Mal haben wir in einer Woche zehn Fälle, mal bis zu fünfzig.Der Umfang hat in letzter Zeit erheblich zugenommen.